Haltungstipps

"Zweckmäßig statt extravagant!

Durch meine mittlerweile mehrjährigen Haltung und Zucht, habe ich einige Erfahrung sammeln können, und im Nachhinein betrachtet, wiederholt Fehler begangen, die mir heute mit Sicherheit nicht mehr passieren.

Generell möchte ich mich einmal dem allgemeinen Trend der Wachtelhaltung in großen Freivolieren und der Aussage: "so groß und natürlich wie möglich" entgegensetzen. Groß und natürlich ist nicht immer das gelbe vom Ei, gerade wenn wir Wüstenbewohner dem überwiegend nassem Wetter Mitteleuropas aussetzen wollen. Dieses sorgt nur für unnötige Verluste und entspricht nicht der Lebensraumanpassung der betreffenden Art. Ebenso sind aber auch kleine Volieren, gar Kanninchenställe, mit Ummengen an Dekoration und Topfpflanzen ungeeignet und stellen birgen diverse Gefahren.

Im Folgenden möchte ich Grundlegendes erläutern.

 

 

 

Der Volierenbau

Die Volierenanlage bildet die Grundlage einer erfolgreichen Zucht. Erfolgreiche Nachzuchten, Erkrankungen und Verluste resultieren wesentlich aus einer geeigneten bzw. ungeeigneten Voliere. Fehler in Planung und Aufbau können die ganze Zucht erschweren und fordern zumeist nachträgliche Korrekturen. Um diese zu vermeiden, stelle ich nun meine Vorgehensweise beim Bau und der Gestaltung vor.

Das Bild zeigt die Volierenanlage im Sommer 2013. Ein Jahr nach der Fertigstellung sind die Pflanzen sind gut eingewachsen und erste Nachzuchten erzielt. 

 

 

 

Zunächst wird ein geeigneter Standort für die Voliere ausgewählt. Die Voliere sollte zumindest über mehrere Stunden Sonneneinstrahlung erhalten, um somit die UV-Lichtzuvor und Trockenheit zu garantieren. Außerdem ist Sonne für das Wachstum der Volierenbepflanzung und -bewohner unabdingbar. Die Ausrichtung nach Süden oder Südwesten ist zu empfehlen.

Nach der Abmessung und den Vorarbeiten werden die Fundamente in die Erde gesetzt und die Grundkonstruktion angefertigt. Wie auf dem Bild zu sehen, besteht diese aus Kanthölzern, die mit dunklem Lack gestrichen wurden. In die Erde wurden sog. "Sandwichplatten" 40 cm eingelassen, die anderen 40 cm dienen als Sichtschutz für die Volierenvögel als auch vor Raubtieren wie Katzen. Mit dieser Bauweise habe ich noch nie, trotz vieler Katzen aus der Nachbarschaft, Verluste von panisch aufgeflogenen Wachteln beklagen müssen. Somit erweist sich dieser Sichtschutz als sehr effektiv.

 

 

Nachdem die Grundkostruktion erstellt wurde, geht es an den Ausbau . Gerade das Dach ist für kleinere Volieren ausschlaggebend.

Ein vorgezogenens Dach- wie hier zu sehen- ist von besonderer Bedeutung um verwehten Regen abzuhalten. Für das Dach verwende ich leicht getönte PVC-Spundprofilplatten, die sich durch Langlebigkeit und Helligkeit auszeichnen. 

Neben dem Dach ist auch die äußersten Wände bedeutend, da diese vor Zugluft und seitlichem Regen schützen. Wie hier zu sehen, habe ich OSB-Platten verwendet, jedoch nahm ich ein Jahr später einen Austausch durch Doppelstegplatten vor.

Für die Frontansicht der Voliere wurde der Draht mit schwarzem Lack gerollt und ermöglicht eine bessere Sicht in die Voliere von der Terrasse.

Zusätzlich zu den Volierentüren von innen, wurden kleine Futtertüren eingebaut und erleichtern das Füttern ungemein. Gerade in der Brutzeit sind Störungen nach Möglichkeit zu vermeiden, zu groß ist der Stress beim Betreten der Voliere und dem Durchlaufen, um in die anderen Abteile zu gelangen.

 

 

 

 

Volierenbepflanzung und -gestaltung

Nach der Fertigstellung der Volierenanlage wurde diese mit verschiedenen Sträuchern bepflanzt, eine dicke Schicht Flussand eingebracht. Für die Volierenbepflanzung kann ich ich vor allem Thujas und Laubgehölze wie Haselnuss, Buchen und Holunder sowie Bambus empfehlen. Ziergräser, Heide, Rhododendren, Bodendecker und Rankpflanzen wie Clematis, die ich ebenfalls verwendet hatte, machten auf Dauer in vollüberdachten Volieren keinen Sinn. Bei Freivolieren sieht das schon wieder anders aus.

Generell kann ich nur empfehlen, die Voliere gröber zu gestalten, das betrifft sowohl die Bepflanzung wie auch die Dekoration. Kleinigkeiten erschweren die routinemäßige Säuberung und gerade kleine Pflanzen werden schnell von Wachteln zerstört.

 

 

 

 

Blick auf die Volierenanlage
Blick auf die Volierenanlage

Eine Voliere für Schuppenwachteln

Diese Voliere ist mit einem großen Lebensbaum, der Schutz bietet, bepflanzt und mit einer dicken Sandschicht ausgestattet. Ebenso befindet sich ein großer Steinehaufen an einer Seite, der zum Erklimmen einläd und gleichzeitig die  Krallennägel-Abnutzung fördert. Gefüttert wird durch die Futterklappe.

 

Eine Voliere für Magagaskar-Perlwachteln

Da diese Art ausschließlich auf dem Boden aufhalten, ist die Voliere nur mäßig bepflanzt. Auch hier wurde eine dicke Sandschicht eingebracht und ein Steinehaufen angelegt. In der hinteren Volierenecke befindet Tannenzweige, die als Nest zur Eiablage aufgesucht wird. 

Eine Voliere für Tinamus

Tinamus haben einen großen Bewegungsdrang, weshalb die voliere nur spärlich bestanden sein soll. Auch hier wurde eine dicke Schicht Sand eingebracht und durch dicke Steine gewisse Strukturen geschaffen.

 

Überwinterung von Feldhühnern

Immer wieder tritt die Frage auf, wie Wachteln und Feldhühner zu überwintern seien und ob zusätliche Wärme durch Heizstrahler erforderlich sei. Um diese Frage konkret und der jewiligen Art entsprechend beantworten zu können, müssen wir uns zunächst vor Augen führen, unter welchen klimatischen Bedingungen die jewiligen in ihrer Heimat leben und inwieweit sie schon an das hiesige Klima angepasst sind.

Einge Wachteln, an erster Stelle die Straußwachtel, aber auch Zwergwachteln und Kurzhaubenwachteln, sind typische Tropenbewohner. In ihrer Heimat gibt es keinen Frost, wie wir ihn kennen. Dementsprechend sind diese Arten nicht an winterliche Temperaturen unserer Breiten angepasst, sei es durch geringe Körpergröße und somit geringerer Isolation vor Kälte oder durch fleischige Glieder, die schnell durch Frost geschädigt werden, wie z. B. das leider bekannte Abfrieren von Zehen.

Andere Arten aus Wüstengebieten, sind durchaus kalten Nächten ausgesetzt, nur sind diese wesentlich trockener, als das für Mitteleuropa typische nasskalte Winterwetter. Somit ist es nicht die Kälte an sich, gegen die die Wachteln eigentlich gewappnet sind, sondern die Feuchtigkeit, die sie in Mitleidenschaft zieht. Eine trockene Überwinterung durch möglichst geschützte Volieren oder Innenräume ist anzuraten.

Wir stellen fest, eine pauschale Beantwortung dieser Frage ist nicht möglich, weil jede Wachtelart individuelle Ansprüche stellt. Allgemein lässt sich aber sagen, dass es immer besser ist, Wachteln nicht dem winterlichen Wetter auszusetzen, sondern sie nach Möglichkeit in einem zumindest frostfreien und trockenen Stall zu überwintern. Tropische Arten hingegen sollten eigentlich immer temperiert überwintert werden. Wem dies nicht gefällt, sollte sich vor dem Kauf solcher Tiere darüber klarwerden, und nicht im Sommer Tiere erwerben und im Herbst die Tiere immer noch den gleichen Bedingungen halten. Diese Praktik grenzt nicht nur an Tierquälerei - sie ist es. 

 

Eine exemplarische Auflistung einiger Arten und ihrer Überwinterung

 

Arten, die unsere winterlichen Temperaturen problemlos aushalten, vorausgesetzt, Trockenheit ist gegeben:

  • Europäische Steinhühner, wie z. B. das Alpensteinhuhn, das Rothuhn und das Chukar-Steinhuhn
  • Europäisches Rebhuhn
  • Virginia-Baumwachteln

 

Arten, die möglichst frostfrei und im Stall überwintert werden sollten, aber auch leichten Frost vertragen können:

  • Europäische Wachtel, Harlekinwachtel, Regenwachtel
  • Kalifornische Schopfwachtel, Gambelwachtel, Schuppenwachteln allgemein, Ridgwaywachteln
  • Madagaskar-Perlwachtel
  • Frankolinwachtel
  • Fukien-Waldrebhuhn und Hügelhuhn

 

Arten, die frostfrei überwintert werden sollten:

  • Kurz-/Haubenwachtel
  • Zwergwachtel

 

Arten, die temperiert überwintert werden sollten:

  • Straußwachtel
  • einige Waldrebhuhnarten